Für mich ging es im Zeitraum vom 28.09. – 03.10.2023 zum mittlerweile dritten mal in das Land im Baltikum.
Bereits 2018 besuchte ich Litauen zum ersten Mal, damals noch mit meiner damaligen Freundin und ohne den Länderpunkt abzuhaken. Erst 2021 wurde der Länderpunkt mit dem Spiel FK Žalgiris Vilnius gegen NS Mura im LFF-Stadion nachgeholt. Den Bericht dazu kannst du hier nachlesen. Zudem besuchte ich den Ground von FK Panevėžys. Somit habe ich aktuell 3 von 10 Grounds der A Lyga besucht, denn im LFF stadionas in Vilnius spielen praktischerweise gleich zwei Mannschaften der ersten Liga. Warum also nicht die Liga komplettieren?
Ich war gern in Litauen und hatte schon länger vor, das Land erneut zu besuchen. Es stand fest, dass ich meinen guten Freund begleiten würde, wenn er den Länderpunkt holen will – nur wann, war unklar. Es hatte keine Priorität und ergab sich bisher nicht. Bis August: Feiertag, Brückentag, günstige Flüge, preiswertes Hotel wie immer – das klang zu gut, um es nicht zu nutzen. Nach kurzer Absprache wegen Urlaub wurde die Planung schnell abgeschlossen und der Trip gebucht.
Kurz vor der Reise waren wir überrascht, dass das Pokalfinale genau auf unser Wochenende vor Ort fiel. In Litauen wird der Termin oft kurzfristig festgelegt.
Am Anreisetag konnte man sogar ausschlafen. Gegen 5:30 Uhr machten wir uns mit dem DE-Ticket auf den Weg nach Berlin. Normalerweise reisen wir am Vorabend mit dem Flixbus an, da Flüge meist früh morgens starten. Der Abflug um 13:05 Uhr war daher sehr angenehm.
Mit rund 30 Minuten Verspätung landeten wir gegen 16:15 Uhr Ortszeit in Vilnius, holten den Mietwagen ab und checkten im Urbihop Hotel ein. Das Hotel kann ich nur empfehlen: 25 € pro Nacht und Person inklusive Frühstück in einem modernen, schicken Haus – unschlagbar. Ich war jetzt zum dritten Mal dort und würde jederzeit wiederkommen.
Nach einer kurzen Zimmerbesichtigung ging es standesgemäß, wie vor zwei Jahren, zu Cili Pizza, um eine hervorragende 42cm-Pizza und einen Burrito zu genießen. Wirklich empfehlenswert!
Nach einem sehr guten Frühstück im Hotel fuhren wir mit dem Mietwagen Richtung Kaunas, genauer gesagt zum LFF Kauno Treniruociu Centro Stadion, zum Spiel FC Hegelmann Litauen gegen FK Banga Gargždai.
Das Stadion als solches zu bezeichnen, ist fast übertrieben – es ist ein Kunstrasenplatz mit vier Reihen Sitzplätzen, insgesamt etwa 500 Sitzplätze.
Der Eintritt von 7 € war recht hoch, aber es gab ein Hardticket. Essen und Trinken konnte man problemlos mitbringen.
Das Spiel war zäh und erwartungsgemäß wenig attraktiv. Beide Teams hatten viele halbe Chancen, aber nichts Konkretes. Banga hätte mit etwas Glück als klarer Außenseiter gewinnen müssen.
Am Ende reichte Hegelmann ein Lucky-Punch zum erwarteten 1:0-Heimsieg vor rund 250 Zuschauern, darunter 10 Gästefans und 10 Zaungästen. Eigentlich braucht man hier keinen Eintritt zahlen, da das Spielfeld von den anderen drei Seiten problemlos einsehbar ist.
Nach Abpfiff ging es direkt zurück ins Auto für die etwa einstündige Fahrt nach Vilnius. Zum Tagesabschluss gab es erneut ein verdientes Essen bei Cili Pizza – ein Traum.
Nach einem kurzen Besuch im hoteleigenen Fitnessstudio, das normalerweise 10 € pro Tag kostet, wir aber kostenlos nutzen durften, stand das bereits erwähnte gute Frühstück an. Danach ging es wieder ins Auto, diesmal an Kaunas vorbei bis kurz vor Marijampolė. Dort fand das Spiel FK Sūduva gegen Žalgiris Vilnius statt.
Žalgiris war klarer Favorit und reiste mit etwa 20 Fans an, die für ihre Anzahl eine sehr gute Stimmung machten. Auf Heimseite waren rund 400 Fans anwesend. Der Eintritt von 10 € war nochmals höher als am Vortag.
Das Spiel war überraschend schwach. Besonders in der zweiten Halbzeit kam von Žalgiris kaum etwas. Umso glücklicher war man über die 1:0-Führung in der 90. Minute: Eine Ecke für Sūduva, der Torwart ging mit nach vorne, und Žalgiris konterte erfolgreich zum 2:0 – der unverdiente Endstand. Sūduva hätte ähnlich wie Banga am Vortag mindestens ein Tor erzielen müssen, und Žalgiris hätte sich über Punktverluste nicht beschweren dürfen. Erwähnenswert ist der Wechselgesang beider Fanlager als Solidarität mit der Ukraine – die Unterstützung dort ist groß und wird als selbstverständlich angesehen.
Abends ging es ins Restaurant „Katpėdėlė“, das ebenfalls sehr empfehlenswert ist.
Der Wecker klingelte früh, denn heute stand ein langer Tag an: ein Doppler inklusive Pokalfinale. Gegen 10 Uhr machten wir uns auf den Weg ins etwa drei Stunden entfernte Gargždai, Heimat des FK Banga – diesmal allerdings das Frauen-Team, das im selben Ground wie die Herren spielt.
Da die A Lyga bald komplettiert sein sollte, nahmen wir das gern mit.
Wir ahnten, dass es ein torreiches Spiel werden würde, denn die Gäste vom FK Gintra hatten vor dem Spiel eine Tordifferenz von +66.
Kurz und knapp: 0:9 Endstand. War es ein schönes Spiel? Nein. Der Ground kann jedoch etwas. Der Eintritt war erwartungsgemäß kostenlos, etwa 25 Zuschauer, größtenteils Kinder, waren vor Ort.
Direkt nach Abpfiff ging es zurück Richtung Kaunas, wo das LFF taurės Finale auf uns wartete – das litauische Pokalfinale.
Tickets gab es im Vorfeld online als Kombiticket inklusive Legendenspiel mit Puyol, Duda & Co. für 19 € am Vortag. Am Spieltag selbst gab es eine Tageskasse, Tickets ab 11,71 € – ein sehr guter Preis im Vergleich zu den Vortagen. Leider war die Eintrittskarte nur ein einfacher Kassenbon – da muss man eben Abstriche machen.
Das Stadion in Kaunas wurde ursprünglich 1925 eröffnet, nach mehreren Sanierungen 2018 abgerissen und 2022 als moderner Neubau eröffnet. Laut Wikipedia passen etwas mehr als 15.000 Zuschauer hinein – für mich deutlich zu hoch gegriffen.
Das Finale war größer als erwartet mit einer echten Show vor dem Spiel und in der Halbzeitpause. Bekannte litauische DJs, Rapper und Tänzer traten auf. Den Bass der übertriebenen Soundanlage spüre ich noch immer in meiner Brust.
FA Šiauliai ging überraschend früh in Führung. Der 2022 gegründete Klub FK TransINVEST Vilnius dominierte das Spiel und drehte es in Halbzeit zwei verdient zum 2:1-Sieg.
Wie verdient das sportlich ist, sei dahingestellt. Der Verein wurde Anfang 2022 gegründet, stieg sofort von Liga 3 in Liga 2 auf. Der Investor ist im Namen „TransINVEST“ bereits sichtbar. Wie viel hinter den Kulissen investiert wird, ist unbekannt. Es gibt keine offizielle Website, nur spärlich gepflegte Facebook- und Instagram-Seiten. Gespielt wird nicht, wie der Name vermuten lässt, in Vilnius, sondern im etwa 45 Minuten entfernten Širvintos.
Sportlich dürfte der Verein ohne Probleme den Aufstieg in die A Lyga schaffen – nur zwei Jahre nach Gründung.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir den Namen bald auch international hören werden. Die Siegesfeier fiel entsprechend eher nüchtern aus.
Persönliche Highlights: Zu Beginn und am Ende der Partie zündeten Šiauliai-Fans 3-4 gelb-schwarze Rauchtöpfe. Kurz nach dem 1:1-Ausgleich zeigte das Fanlager von FA Šiauliai ein Banner mit der Aufschrift „Norim Taurės“ – „Wir wollen den Pokal“. Leider konnte die Mannschaft diesen Wunsch nicht erfüllen. Am Ende verabschiedeten sie sich mit einem „Ačiū!“ („Danke!“) Banner.
Offiziell waren rund 9.000 Zuschauer im Stadion, doch auch das halte ich für stark übertrieben. Realistisch waren es maximal 3.000. Das Stadion fasst meiner Einschätzung nach eher 6.000 bis 7.000 Zuschauer, nicht die angegebenen 15.000.
Der letzte Tag, das letzte Spiel.
Nach Frühstück und etwas Sightseeing in der Altstadt von Vilnius ging es etwa 150 km nördlich nach Panevėžys. Dort wartete das Spiel FK Panevėžys 2 gegen FK Riteriai 2. Der Platz ist ein Oberliga-Niveau mit Stahltribüne für rund 500 Zuschauer. Tatsächlich kamen etwa 200 Zuschauer, größtenteils Kinder.
Das Spiel war trist und kalt, endete 1:1. Die Gäste verschossen kurz vor Ende einen Elfmeter.
Danach hieß es, rund sieben Stunden am Flughafen auszuharren, bevor es zurück nach Hause ging.
Am Ende war es wie immer ein sehr gelungener Litauen-Trip. Für mich das dritte, aber definitiv nicht das letzte Mal in diesem schönen Land.
Zudem habe ich meine A Lyga-Besuche weiter ausgebaut und stehe nun bei 6 von 9 Grounds.