…Hauptsache Fußball
Γεια σας από την Αθήνα! … oder auch Moin Moin aus Athen! So hätte die Einleitung eigentlich lauten sollen. Doch wie so oft kommt es anders als gedacht: Am 11.12.2023 gab der griechische Fußballverband bekannt, dass alle Spiele für zwei Monate ohne Zuschauer stattfinden werden – aufgrund wiederholter Ausschreitungen eines Vereins. Deshalb schreibe ich diese Einleitung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn ich verpasse den Länderpunkt Griechenland. Andererseits wäre ein Spiel für mich ohnehin nicht garantiert gewesen, da mein Weiterflug von Wizz Air kurzfristig um sechs Stunden vorverlegt wurde.
Da ich sowieso über Mailand geflogen bin, bin ich von dort direkt mit dem Flixbus über Nacht nach Rom gefahren – schließlich musste ich am Montag sowieso dort sein. Dort sind drei Spiele möglich, als Highlight natürlich AS Rom gegen Atalanta Bergamo. Doch dazu später mehr.
Der Ryanair-Flug ab Köln/Bonn hatte natürlich Verspätung, sodass ich rund 60 Minuten später in Mailand-Bergamo landete. Wer schon einmal in Mailand gelandet ist, weiß, was nun folgt: etwa 45 Minuten Shuttle-Busfahrt zum Stadtzentrum. Schnell in die allerletzte Metro gesprungen, um nach San Donato zu fahren – dort sollte der Flixbus nach Rom abfahren. Sollte. Denn fünf Minuten vor der geplanten Abfahrt war kein grüner Bus zu sehen.
Was tun? Schlau wie ich war, hatte ich nach der Landung bereits einen alternativen Bus für schlappe 6€ gebucht, der jedoch um 2:20 Uhr vom anderen Flughafen Mailand-Malpensa abfuhr – einmal quer durch die Stadt. Wer aufgepasst hat, merkt: Ich hatte auf dem Hinweg die allerletzte Metro erwischt. Wie also nachts durch die Stadt kommen? Richtig – mit Uber! Aber kein einziges war verfügbar. Also blieb nur das Taxi – mit satten 83€ eine schmerzhafte Ausgabe für mein Portemonnaie, und das, obwohl die Reise noch nicht richtig begonnen hatte.
Endlich im Flixbus saß ich und fuhr Richtung Rom. Die Fahrt verlief zügig und zum Glück konnte ich viel schlafen. In Rom angekommen, regnete es – und das in Strömen. Einen Regenschirm hatte ich natürlich nicht dabei, also ging es statt zum Kolosseum lieber direkt zum Hotel in der Hoffnung auf einen Early Check-in. Und tatsächlich konnte ich gegen 11:00 Uhr einchecken, mich trocknen, umziehen und frisch machen.
Frosinone Calcio – AC Monza 2:3 • Stadio Benito Stirpe • 06.01.2024 |
Bevor ich mich versah, stand auch schon das erste Spiel des Wochenendes an: ab nach Frosinone. Ganz schön spontan, denn eigentlich sollte es nach Latina zu einem Drittligaspiel gehen. Doch Frosinone war a) eine Stunde früher und b) leichter zu erreichen. Dass ich für das Ticket satte 45 € zahlen musste, ignoriere ich mal.
Kaum angekommen, begann es vor allem eines: heftig zu regnen. Einen Regenschirm hatte ich natürlich nicht dabei. Der etwa dreißigminütige Fußmarsch zum Stadion wurde so zur echten Herausforderung. Klitschnass und durchgefroren verfolgte ich das Spiel – genauso wie rund 8.500 andere Zuschauer, darunter etwa 40 Monza-Fans.
Das Spiel plätscherte, ähnlich wie das Wetter, vor sich hin. Monza erzielte früh und überraschend die 0:1-Führung, musste aber ebenfalls früh wechseln. Der Torwart hatte sich bei einer Kollision wohl schwerer verletzt und musste nach Behandlung ausgewechselt werden. Währenddessen zündeten die Monza-Fans im Innenraum einen einzigen Böller – ansonsten blieb es auf Fan-Seite ruhig. Kurz vor der Pause fiel das 0:2, und nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff erzielte Frosinone ein wunderschönes Eigentor aus knapp 14 Metern – 0:3. War alles entschieden? Direkt im Gegenzug traf Frosinone zum 1:3, was Hoffnung weckte und die Stimmung anheizte. Etwa 15 Minuten vor Schluss wurde es dann richtig spannend: Elfmeter für Frosinone. Doch bevor dieser ausgeführt werden konnte, sah der Ersatzkeeper von Frosinone glatt Rot – und das, obwohl er auf der Bank saß. So etwas sieht man selten. Der Elfmeter wurde verwandelt, 2:3 – Endstand.
Zurück in Rom traf ich meine Reisebegleitung, wir gingen noch eine richtig gute Pizza essen und fielen dann quasi direkt ins Bett. Der nächste Tag sollte schließlich sportlich weitergehen. Nach einem soliden Frühstück im Hotel ging es zum Kolosseum. Wenn man schon in Rom ist und sogar Freikarten bekommt, muss man diese nutzen. Zwar durfte man nicht alle sonst öffentlichen Bereiche betreten, aber den Großteil – und das war beeindruckend. Persönlich fand ich das Kolosseum von außen allerdings deutlich spektakulärer. Ob ich dafür 30 € für das Kombiticket mit dem Forum Romanum zahlen würde, weiß ich nicht.
Trasteverde Calcio ASD – Flaminia Civita Castellana 1:1 • Trasteverde Stadium • 07.01.2024 |
Da die Abwicklung der Freikarten deutlich schneller verlief als erwartet, hatten wir noch gute zwei Stunden Zeit bis zum zweiten Spiel. Die Spielstätte war mit dem ÖPNV etwa 40 Minuten entfernt. Da wir aber noch etwas von Rom sehen wollten, entschieden wir uns für den knapp 4,5 Kilometer langen Fußweg. Eigentlich ganz entspannt, wenn man keinen Zeitdruck hat.
Dass der Weg jedoch plötzlich um gefühlt 500 Meter bergauf ging, konnte natürlich niemand vorhersehen. Das war schon ziemlich anstrengend, besonders da die Treppenstufen alle unterschiedliche Höhen hatten. Letztlich waren wir etwa 30 Minuten vor Anpfiff dort, kauften für 5 Euro ein Ticket und standen dann da. Die Anlage war interessant: Eine Tribüne mit scheinbar recht bequemen, leider aber nassen Sitzen. Ein Dach gab es nur für drei Sitze, in Form eines kleinen Sonnenschirms. Besonders hervorheben möchte ich das „Hollywood“-Schild – wenn ihr euch die Bilder anschaut, wisst ihr, was gemeint ist. Zum Spiel selbst gibt es nicht viel zu sagen: Beide Tore fielen in der ersten Halbzeit. Sportlich war es nicht besonders attraktiv, aber es ist eben auch die vierte Liga.
AS Rom – Atalanta Bergamo 1:1 • Stadio Olimpico • 07.01.2024 |
Das Highlight dieses Aufenthalts war natürlich das Topspiel zwischen AS Rom und Atalanta Bergamo. Für gut investierte 35 € sicherte ich mir im Vorfeld ein Ticket – eine kluge Entscheidung. Der Heimbereich war nahezu ausverkauft, während der Gästeblock stolze 30 Fans aus Bergamo füllte, trotz der langen Anreise von 8,5 Stunden am Sonntagabend. Die Show vor dem Spiel war unterhaltsam, die Stimmung elektrisierend. Rom startete stark. Beim Einlaufen der Mannschaften wurde vereinzelt Rauch gezündet, was ein stimmiges Gesamtbild erzeugte. Zudem präsentierte die Roma verschiedene Spruchbänder, unter anderem eines in Gedenken an den kürzlich verstorbenen Ultra Marcel aus Dortmund: „Jubel von da oben – Ciao Marcel“. Eine sehr schöne Geste, wie ich fand.
Das Spiel begann vielversprechend, doch wie so oft erzielte Bergamo bereits in der 5. Minute die frühe Führung – das war auch die einzige Gelegenheit, bei der man die Gästefans wirklich wahrnahm. Danach wurde es im Stadion ruhiger, aber nie still. Es brauchte nur wenige gut gespielte Pässe, um das Stadio Olimpico wieder zum Beben zu bringen. In der 37. Minute gab es ein Foul im Strafraum von Bergamo, Videobeweis folgte – Elfmeter für Rom. Paulo Dybala verwandelte sicher zum 1:1, was bei den Heimfans für eine nahezu ekstatische Jubelstimmung sorgte. Einen derart mitreißenden Jubel habe ich selten im Ausland erlebt.
Kurz vor der Halbzeit, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, kassierte José Mourinho wegen Meckerns die Gelbe Karte. Die zweite Halbzeit verlief etwas ruhiger, mit Chancen auf beiden Seiten, doch die Torhüter verhinderten geschickt weitere Treffer. In der Schlussviertelstunde hatte Rom das Momentum klar auf seiner Seite und erspielte sich Chance um Chance. Bergamo hätte sich nicht beklagen dürfen, wenn das 2:1 gefallen wäre. Insgesamt ist das 1:1 jedoch ein gerechtes Ergebnis.
In der 90.+4 Minute erhielt Mourinho dann noch die Rote Karte wegen Meckerns – ein seltener Anblick. Nach einem späten Stopp bei einem örtlichen McDonald’s ging es für mich direkt ins Bett, denn am nächsten Tag stand die Weiterreise nach Gibraltar an.