Kaltes Moldawien

Kaltes Moldawien

Länderspielpause ist Reisezeit


Nachdem es im Verlaufe der Sommerpause und der bisherigen Saison bei mir privat so einiges gewandelt hat, blieben Hopping-Trips im Ausland erstmal auf der Strecke. Lediglich in Frankreich, bei Straßburg, sollte es einem gammeligen Pokal-Kick zweier unterklassiger Vereine geben.

Eigentlich wollte ich zu dieser Zeit meine 3 bis 4-wöchige Asienreise antreten, durch angesprochene Wandlungen und einen Job-Wechsel wurde die erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Nach Asien sollte es im Verlauf dieser 7-tägigen Tour mit 3 neuen Länderpunkten und einer neuen Sportart dennoch gehen. Dazu aber später mehr.

Dieses Mal sollte die Reise- und Routenplanung länger dauern als ursprünglich, was auch durchaus normal ist, die neuen Länderpunkte in Europa werden allmählich schwieriger auszuwählen, die entsprechenden Nationalmannschaften müssen ja auch erstmal ein Heimspiel haben. In Asien war es aufgrund der Heimspiele, politischen Lagen bzw. Einreisebestimmungen und dem finanziellen Aspekt recht schnell deutlich, dass nur Pakistan in Frage kommt. Laos, Malediven, Sri Lanka waren schlicht zu teuer und Osttimor, Afghanistan und co. Erklärt sich von allein. So sehr mich eins dieser Länder auch wirklich gereizt hatte. Pakistan ist ja nun auch wirklich ein Highlight und keine Selbstverständlichkeit.


Aber wie kommen wir nun nach Pakistan? Mit dem Flieger – ist klar. Aber was nimmt man auf dem Weg mit? Nur Pakistan ist ja zu wenig. Was macht finanziell und geografisch „Sinn“?


Kasachstan war am Anfang mein Favorit und wäre geografisch auch am sinnigsten gewesen. Am Ende leider doch zu teuer und meine Reisebegleitung hätte Kasachstan (da Re-Visit) auch nicht priorisiert. Die Motivation da dann für teures Geld allein hinzufliegen war also entsprechend Gering.


Recht schnell konnte man sich auch Moldau einigen. Flug für 60€ inkl. Gepäck von Berlin direkt nach Chisinau. Viel besser geht’s nicht. Dazu mit FlyOne noch eine neue Airline freigeschaltet. Genial!
FlyOne ist eine Moldauische Billig-Fluggesellschaft die auch Buchung nach Russland und Israel (mit entsprechenden Umstiegen, meist in Armenien) ermöglicht. Spannend. Weniger spannend ist das Buchungs-erlebnis. Sämtliche Zusatzleistung sind automatisch aktiviert und müssen manuell deaktiviert werden. So kann es schnell passieren, dass man für den Service für Info-SMS für 2,50€ Aufpreis vergessen hat und zahlen darf. Unnötig kompliziert, aber nur weil andere das nicht merken, können diese Flüge so günstig sein. Das ist ja Business as Usual und gehört bei den meisten Billig-Airlines schon fast zum guten Ton dazu.

Der Flug verging… wie im Flug, trotz anfänglicher 20 Minuten Verspätung konnten wir pünktlich landen. Mit einem, über die einschlägigen Anbieter Bold/Yandex, gebuchte Taxi ging es für uns zu unserer rund 50 Minuten entfernt liegenden Unterkunft – dem Friends Hostel. 14€ pro Nacht und Nase kostete uns dieses Hostel mit Doppelzimmer und Gemeinschaftsbad. Vollkommen ausreichend. Der TV hatte sogar sowas wie einen Fire-TV Stick und konnte dadurch Netflix, YouTube und co. widergeben. Am Ende haben wir genau das bekommen was wir erwartet und gebraucht haben. Sicherlich kein Luxuszimmer und geschlafen hat man auch schon deutlich besser, aber für 14€ p.P. kann und sollte man sich nicht beschweren. Daumen hoch. Bevor es später ins Stadion gehen sollte, musste der Magen noch gefüllt werden, fiel das Frühstück doch recht mager aus. Übliches Prozedere: Bei Maps nach naheliegenden und gut bewerteten Restaurants, im Idealfall mit englischer, digitaler Speisekarte, schauen. Auch keine Hexerei am Ende.  Die Wahl fiel nach vorrangegangenen Kriterien recht schnell auf „La Placinte“. Kein für sich stehendes Restaurant, sondern eine Kette und keine Karte auf Englisch (vor Ort mobil per QR-Code kein Problem), aber die Bilder auf der Karte haben mehr als überzeugt. Das Essen war gut. Fast schon sehr gut. Vor allem wenn man die Preis-Leistung betrachtet. So gut, dass wir am nächsten Tag auch direkt dort frühstücken waren. Wir haben am Ende rund 25€ bezahlt. Für 1x Vorspeise, 2x Hauptspeise, 1x Nachtisch und 3 Getränke. Fünfundzwanzig Euro. 12,50€ pro Mahlzeit mit 2 Gängen. Unglaublich. Nur mal zum Vergleich: Bei meinem Lieblings- und früheren stamm-Griechen kostet der Grillteller mittlerweile 25€. Also soviel wir hier alles zusammen für 2 Tage. Und das ohne Getränke. Zudem gab es noch Plastikstrohhalme. Hier kann man noch Mensch sein! Klare und große Empfehlung!


Moldawien – Italien 0:2 (0:0) • Stadionul Zimbru • WM 2026 Qualifikation • 10.500 Zuschauende • 500 MDL / ~25€


Bereits bei der Buchung gab es ein, zwei „Komplikationen“. Braucht man hier bei der Buchung eine sogenannte IDNP. Quasi das Gegenstück zu unserer Ausweis-Nummer. Wo bekommt man die her? Richtig. Gar nicht. Außer man hat einen moldauischen Pass. Spoiler: Den hatte niemand von uns. Ein gemeinsamer Freund und Reisepartner verwies uns dann auf die Seite idnp.md. Hier kann man eine IDNP validieren, also prüfen, ob diese gültig ist. Das ging dann auch einfacher als gedacht und schon waren 2 Tickets für das Spiel, von dem wir uns einiges erhofften, gekauft. Natürlich blieb ein leicht mulmiges Gefühl. Was ist wenn Sie die Nummer abgleichen wollen? Man weiß ja nie. Zum Glück hatten wir einen Chat-Verlauf mit dem Moldawischen Fußball Verband in der Hinterhand wo uns klar gesagt wurde, „…dass es okay ist, wenn locals uns ein Ticket mit ihrer IDNP kaufen.“ Und eigentlich war es ja auch genau so, nur, dass die locals nichts davon wussten. 


Am Spieltag selbst, nach dem Einchecken im Hostel, wurde nochmal die Instagram Seite des Verbandes angeschaut, mehr um ggf. einen Stand der verkaufen Tickets zu erfahren. Allerdings fiel uns dann eher ein anderer Post auf. Laut eben diesen war es als Betrug zu sehen, wenn Tickets weitergegeben und verkauft werden und angeblich solle jedes Ticket beim Einlass mit der IDNP abgeglichen werden. Puh. Wir haben uns gedanklich auf das Schlimmste vorbereitet und sind bewusst extra früh zum Stadion gefahren um im Falle des Falles genug Zeit zum Diskutieren haben. Immerhin standen unsere Namen auf den Tickets damit sollte das doch eigentlich passen. 


Am Ende war die ganze Sorge natürlich umsonst und niemand hat sich auch nur eine Sekunde für das Ticket, den Namen oder die IDNP interessiert. Erleichterung. So konnte dann der Ground gekreuzt und für mich Länderpunkt 33 und meine Reisebegleitung Länderpunkt 52 eingetütet werden. 

Unsere Augen trafen direkt auf den ersten Getränkestand und wir waren erstaunt wie günstig alles selbst hier im Stadion ist. Als Krönung gab es noch von einem der Sponsoren kostenlosen Glühwein (ohne Alkohol). Ein wahrer Segen. Immerhin war es mit 7 Grad echt nicht so warm und wir hatten, durch die frühe Anreise, noch gut Zeit bis zum Anpfiff zu überbrücken. 


Auf Empfehlung von bereits oben angesprochenem Freund und Reisepartner haben wir uns Karten auf der Tribüne „C“ gekauft. Von dort hat man eine Perfekte Sicht auf das gegenüberliegende Hochhaus mit einem wirklich schönen Gemälde auf der Fassade. Die 5€ Aufpreis im Vergleich zu anderen Tribünen lohnen sich sehr.

Zum Spielerischen kann und will ich eigentlich kein Wort zu viel verlieren. Wir haben viel erwartet und uns viel erhofft. Es ist ja immerhin noch Italien und Moldawien hat in der letzten Länderspielpause immerhin 11 Tore von Norwegen kassiert. Unsere Erwartungen wurden nicht erfüllt. Unterhaltsam war es sicherlich, aber eher weil Italien die vielen Chancen nicht nutzen konnte und Moldawien spätestens nach 3 Pässen den Ball zum Gegner spielte. „Kann nicht gegen will nicht“ wie man so schön zu sagen pflegt. Italien hatte zur Halbzeit bereits 10 Ecken. Das am Ende noch einer reinfallen wird war eigentlich klar und wenig überraschend. Auch wenn wir Moldawien das Unentschieden durchaus gegönnt hätten. Auch wenn es wirklich sehr unverdient gewesen wäre. Es ist immer schön, solche „Highlights“ für so eine Nation zu erleben. Auch wenn wir am Ende natürlich sehr erleichtert waren, dass wir kein 0:0 gesehen haben. Am Ende gewinnt die Nationalmannschaft Italiens mehr als verdient mit 0:2 in einem ausverkauften (bei Flashscore werden 9.500 genannt, es waren aber wirklich nur vereinzelte Plätze frei) Stadion. 


Die rund 1000 mitgereisten Italiener die mit diversen Zaunfahnen, komplett in schwarz auftraten, dass ein oder andere Spruchband und sogar einen Rauchtopf dabei hatten freuten sich natürlich. Machten auch zum Großteil gut Alarm. Der „harte Kern“ platzierte sich im „Oberrang“ (die 4 Reihen einen Oberrang zu nennen ist kriminell und erinnert sehr an Paderborn). Dadurch war man quasi direkt unter dem Dach und konnte dadurch die Stimmung sehr ordentlich rüberbringen. Der größere Part im Unterrang konnte dagegen nur selten zum Mitmachen animiert werden. Schade – da war deutlich mehr Potential. 

Überraschend war dann doch, dass die Mannschaft nach Abpfiff gar keinen Schritt in Richtung Gästebereich auf sich nahm und stattdessen mit (verständlichen) Pfiffen der italienischen Fans in die Kabine begleitet wurden. 


Ich wäre gerne noch einen Tag länger in Moldawien bzw. Chisinau geblieben. Die Stadt ist meiner Meinung nach Ostblock-typisch runtergerockt, hat aber ansonsten, bis auf ein, zwei Ecken nicht so viel zu bieten. Für eine Tour nach Tiraspol werden wir aber definitiv wiederkommen. 

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