Spielabbruch, Pommes und 3 Tage Obdachlos

Spielabbruch, Pommes und 3 Tage Obdachlos

Da sich die Länderpunkte leider nicht von alleine sammeln und die erste magische Grenze von 50 langsam näher rückt, nutzte ich auch diese Länderspielpause für eine Reise. Diesmal führte mich mein Weg nach Rumänien zum Länderspiel gegen den Kosovo. Ursprünglich war das mein einziger Plan. Samstag früh sollte es zurück nach Hause gehen, doch ein guter Freund machte mir den Fußball-Kick in Amsterdam zwischen den Niederlanden und Ungarn schmackhaft. Mehr dazu später.

Am Donnerstagabend startete ich über Nacht mit einem etwa dreistündigen Zwischenstopp in Frankfurt nach Stuttgart. Dort wartete der günstige WizzAir-Flieger auf mich. Am Gate schlief ich noch kurz ein, dann ging es weiter von Stuttgart nach Bukarest. Eine Unterkunft hatte ich nicht gebucht, da der Weiterflug am nächsten Tag zeitlich ungünstig gewesen wäre und somit keinen Sinn ergab.

Nach der Landung fuhr ich mit dem Bus in die Innenstadt, wo ich über „Bounce“ eine Gepäckaufbewahrung in einem Restaurant gebucht hatte. Anfangs war ich skeptisch, doch da es kaum Alternativen gab, blieb mir nichts anderes übrig. Für 6 Euro war das ein fairer Preis. So gab ich meinen Rucksack ab und nahm ein Bolt-Taxi für etwa 15 Euro zum ersten Spiel des Tages. Glücklicherweise wurden kurz vor meiner Reise noch zwei Partien um 14:00 und 18:00 Uhr Ortszeit angesetzt. Beide Spiele waren zeitlich leider nicht machbar, da die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen den Spielorten zu lange gedauert hätte und ein Taxi zu teuer gewesen wäre.

CS Tunari – ACS Urban Titu 2:1 • Stadionul Tunari • ca. 225 Zuschauende • Eintritt: 0€

Erster gegen Vierter lautete die Begegnung, die auf dem Papier jedoch alles andere als ein Spitzenspiel war und wenig Spannung versprach. Tunari hatte vor dem Spiel einen komfortablen Vorsprung von 14 Punkten auf Urban Titu und zudem die letzten zehn Partien in Folge gewonnen. Die einzige Niederlage in der Liga datierte bisher vom 07.09.

Somit war Tunari klarer Favorit. Dennoch gestaltete sich die Partie äußerst zäh. Zwar erzielte Tunari bereits in der ersten Minute das 1:0, doch danach passierte lange Zeit wenig. Sicherlich spielte auch der schlechte Zustand des Spielfelds eine Rolle. Besonders lobenswert war die Unterstützung der Tunari-Fanszene: Rund 35 Jugendliche und junge Erwachsene mit Fahne, Trommel und Megafon sorgten in der Halbzeitpause dafür, dass der Rasen etwas ausgebessert wurde.

Zum Spiel und dem Drumherum gibt es nicht viel mehr zu berichten. Das Spiel selbst war weder unterhaltsam noch überzeugend. Nur das zwischenzeitliche 1:1 sorgte kurz für etwas Spannung. Nach dem 2:1 von Tunari in der 62. Minute war die Entscheidung jedoch gefallen.

Für mich ging es anschließend mit dem ÖPNV in die Altstadt. Ich hatte unendlich viel Zeit, konnte entspannt essen und einige Sehenswürdigkeiten besichtigen. Bukarest hat definitiv einiges zu bieten!

Rumänien – Kosovo 0:0  • Arena Națională  • 48.957 Zuschauende • Eintritt: 12€

Länderspiele sind immer spannend und aufregend – besonders, wenn wie hier die politischen Spannungen im Vordergrund stehen. Im Vorfeld wurde in meinem Umfeld öfter behauptet, dass das Spiel vermutlich abgebrochen wird. Ich war jedoch optimistisch, dass sich alle zusammenreißen. Zudem hatte die Fanszene Rumäniens die letzten Länderspiele und Vereinsspiele boykottiert. Also, was hätte schon passieren sollen?

Nach einer längeren Diskussion mit einem Ordner und der örtlichen Jandarmeria, die darauf bestanden, dass ich mein Kleingeld (7 €) abgeben müsse, weil es nicht mit ins Stadion genommen werden dürfe, ging ich trotzig weg und drehte noch eine Runde ums Stadion. Zeit hatte ich genug. Kurz tat ich so, als würde ich meine Schleife machen, und steckte das Geld in meinen Schuh. Zurück zum Eingang, zu einem anderen Ordner – und siehe da: „Have fun, you can go.“

Dass ich mehrmals gefragt wurde, ob ich Serbe oder Kosovare sei, nur weil ich Englisch sprach, war natürlich Zufall – wenn auch etwas unangenehm.

Das Spiel verging zum Glück schnell, zumindest bis zur 93. Minute. Es passierte nicht viel – ein paar gute Chancen, doch ein 0:0 ging in Ordnung. Bis zur 93. Minute, als nach zwei, drei hektischen Aktionen im Strafraum laute „Serbia Serbia“-Rufe aus dem rumänischen Block ertönten.

Die Spieler Kosovos gingen nach einigen Rudelbildungen direkt in die Kabine und kamen nicht mehr zurück.

Während der insgesamt rund einstündigen, offiziell kommunizierten Unterbrechung gab es vier Flitzer – das war das Unterhaltsamste am Spiel. Ich persönlich verließ das Stadion nach etwa 40 Minuten, um 0:30 Uhr. Den Ground zähle ich mit gutem Gewissen als 0:0, auch wenn das Spiel am Ende abgebrochen wurde.

Ich habe zwei Halbzeiten à 45 Minuten plus zweimal 3 Minuten Nachspielzeit gesehen. Insgesamt war ich rund 4,5 Stunden im Stadion. Für mich gibt es keinen Grund, diesen Ground nicht zu zählen.

Nach der zweiten, wenig erholsamen Nacht ohne richtiges Dach über dem Kopf und ohne vernünftige Schlafmöglichkeit ging es für mich von Eindhoven weiter nach Amsterdam. Insgesamt habe ich dort vier Spiele besucht, doch auf eines möchte ich besonders eingehen. Die anderen drei Spiele waren eher unspektakulär, weshalb ich sie nur kurz erwähne und jeweils 2-3 Bilder dazu zeige.

Jong Amsterdamsche FC – Jong SC Heerenveen 1:1 • Sportpark Goed Genoeg  • ca. 300 Zuschauende • Eintritt: 0€
Ajax Amsterdam Amateure vs. DVS ’33 1:3 • Sportpark De Toekomst (Ajax Amateure)  • ca. 350 Zuschauende • Eintritt: 0€
Ajax Amsterdam Frauen vs. FC Utrecht Frauen 1:0  • Sportpark De Toekomst (Jong Ajax)  • ca. 350 Zuschauende • Eintritt: 7,50€
Niederlande vs. Ungarn  • Johan Cruijff ArenA  • Ausverkauft / 54.990 Zuschauende • Eintritt: 35€

Es folgt das absolute Highlight dieser Tour. Sowohl sportlich als auch beim ganzen Drumherum. Mit der Stadionöffnung um 18:45 Uhr wurde dieses Schmuckstück von Arena betreten und nicht schlecht gestaunt. Aura sagt man dazu heutzutage glaube ich. 

Natürlich wurde, wie es sich für den größten Alman gehört, als Erstes geprüft, ob die bezahlten Sitze auch wirklich existieren. Zu unserer Überraschung: Ja, sie waren da!

Super! So konnte die Show in vollen Zügen genossen werden – und die war wirklich fantastisch. Sehr familienfreundlich, das Publikum wurde aktiv eingebunden, die Musik war gelungen und nie zu laut, sodass man sich problemlos unterhalten konnte. Wirklich top!

Leider rückte das sportliche Geschehen ziemlich früh in den Hintergrund, als Adam Szalai, der Co-Trainer der ungarischen Nationalmannschaft, plötzlich zusammenbrach und neben dem Spielfeld reanimiert werden musste. Nach etwa 15 Minuten konnte er glücklicherweise abtransportiert werden, und nach kurzer Rücksprache wurde das Spiel fortgesetzt.

Direkt nach dem Wiederanpfiff herrschte allerdings absolute Verwirrung: Der Schiedsrichter zeigte auf den VAR und schließlich auf den Elfmeterpunkt. Natürlich ein denkbar ungünstiger Moment, aber da musste man durch.

Dass Weghorst daraufhin seinen Jubel etwas zu ausgiebig zelebrierte, setzte dem Ganzen die Krone auf.

Beide Teams hatten zahlreiche Chancen, doch nur die Niederländer nutzten diese effektiv. Das 2:0 fiel mit dem Halbzeitpfiff, erneut per berechtigtem Elfmeter.

Am Ende stand es 4:0 für Oranje – das Ergebnis hätte aber auch locker 8:3 lauten können. Die Niederlage ist daher definitiv verdient, und insgesamt war das Ganze sehr unterhaltsam und sehenswert.

Mit dem Flixbus ging es über Nacht zurück in die Heimat. Also wieder kein Bett, nur das Dach des Busses über dem Kopf. Alles war eng getaktet, schließlich wartete die Oberliga Hamburg am Sonntagmorgen auf mich. Nach einem neuen Länderpunkt, sechs Spielen in zwei Ländern und knapp 70 Stunden ohne Unterkunft war ich endlich wieder zuhause. Am Ende ein wirklich anstrengender, aber sehr schöner Trip. Gerne wieder!

Die Pommes waren wie immer eine glatte 10/10!

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