Vorwort: Dieser Bericht ist von meinem Reisebegleiter geschrieben und wurde ebenfalls über Inflationshopper.net veröffentlicht.
24h-Aufenthalt in der Schweiz und Liechtenstein (Teil 2)
FC Vaduz 0:2 Lausanne Ochy – Sonntag, 14:15, 02.10.2022 – Rheinpark Stadion – 1436 Zuschauer (mind. sechs Gäste) |
Nach einer sündhaft teuren Pizza im Hotel am Samstagabend konnten wir am Sonntag entspannt ausschlafen und mussten erst um 11 Uhr den Zug nach Vaduz nehmen. Vor dem Bahnhof versammelten sich tausende Menschen im Regen vor einem Gebäude. Gab es etwas umsonst? War das der Auswärtsmob aus Lausanne? Nein, eine freundliche Dame erklärte mir, dass es die brasilianische Gemeinde der Schweiz war, die zur Präsidentenwahl in Brasilien gehen wollte!
Im Zug setzte sich die digitale Funkstille fort, erneut gab es kein WLAN (Anmerkung: Ja, natürlich funktioniert mobiles Internet auch in der Schweiz – trotzdem nervig). Für mich war das aber kein Nachteil, denn ich hatte diese Zugfahrt als heimliches Highlight der vergangenen Woche auserkoren. Und ich sollte Recht behalten. Berge kombiniert mit Wasser und Seen sind für mich das ultimative Naturerlebnis – noch vor aufregenden Städtereisen oder der Atmosphäre alter, gemütlicher Häuser in Osteuropa. Mein Herz hüpfte förmlich vor Freude. Die 90-minütige Fahrt verging wie im Flug.
In Sargans stiegen wir in den Bus um, zusammen mit sechs jungen, schwarz gekleideten Fans aus Lausanne – damit hatten wir nicht gerechnet. Vaduz selbst ist ein hübscher Ort mit vielen protzigen Autos und einem Stadion in atemberaubender Kulisse. Zwar fanden sich nur etwa 1400 Zuschauer (oder eher maximal 500) zum Spiel ein, doch das Stadion zählt für mich klar zu den Top 5. Die Umgebung ist sensationell, ich konnte dort völlig entspannen und das Spiel genießen.
Sportlich war es allerdings enttäuschend: Vaduz vergab in der ersten Halbzeit zahlreiche Chancen, ging trotz Überzahl mit 0:1 in die Pause und kassierte später noch ein zweites Gegentor. Das Team wirkte noch schwächer als der Gegner – nach neun Ligaspielen ohne Sieg kaum überraschend. Wie Vaduz Rapid Wien in der Conference League schlagen konnte, bleibt mir ein Rätsel; das Spiel war schlicht zum Schreien komisch.
Unsere Tribüne wurde von einer etwa zehnköpfigen Szenegruppe bevölkert, die außer spöttischen und sehr amüsanten Sprüchen kaum Support bot – verständlich angesichts der damaligen Tabellensituation (Anmerkung 2023: Vaduz wurde trotz Aufstiegsambitionen am Ende Achter, während die Gäste tatsächlich aufstiegen). Der Länderpunkt Liechtenstein ist in dieser traumhaften und entspannten Kulisse also ebenfalls abhaken.
Zum FC Vaduz werde ich wahrscheinlich nicht nochmal zurückkehren, doch die Landschaft in Liechtenstein und der Schweiz ist ein starkes Argument für eine Rückkehr. Außerdem warten noch einige spannende Fankulturen in der Liga, sodass ich die anderen Erstligavereine gerne auch mal besuchen möchte. Nach der Rückkehr nach Zürich stand uns noch eine 12-stündige Heimfahrt ohne Strom und WLAN bevor.